Wir stellen Fragen, Ben gibt Antworten
Verabschiedung von unserem Theaterleiter Ben Hergl am 11.7.2024
Theaterspielen mit Körper, Seele und Geist
Theater Szenario vom Pamina Schulzentrum Herxheim
Ben Hergl, Gründungsmitglied und Schauspieler von Chawwerusch Theater leitete 27 Jahre lang das Theater Szenario am Pamina-Schulzentrum. Er übergibt nun die Leitung an Danilo Fioriti, ebenfalls Schauspieler und Autor beim Chawwerusch Theater
Wie kamst du als Theaterpädagoge 1998 an das Pamina Schulzentrum?
Anlass war eine Einladung von dem damaligen Schulleiter Herrn Lothar Bade. Das Gymnasium war gerade im Aufbau. Darstellendes Spiel als Unterrichtsfach gab es zu dieser Zeit noch nicht. Er war interessiert Theater als Angebot an der Schule zu etablieren. So blieb nur die Möglichkeit einer Arbeitsgemeinschaft als freiwilliges Angebot für die Schüler*innen. Was für mich aber von Anfang an wichtig war: die AG soll offen sein für alle Schularten im Pamina.
Wie hat sich dann die Theater AG entwickelt?
Schon bei der ersten Ausschreibung für das Schuljahr 1998/99, fanden sich 13 Schüler*innen, darunter nur wenige Jungs. Das war jedes Schuljahr ähnlich. Einige verlassen die Gruppe, Neue kommen dazu. Viele bleiben jedoch bis zum Abitur. Insgesamt haben bis heute circa 200 Jugendliche bei Theater Szenario mitgespielt.
Was war dir wichtig in deiner Arbeit?
Ich möchte die Jugendlichen für Theater begeistern. Als Schüler spielte ich im Gymnasium am Kaiserdom in Speyer den Möbius aus Dürrenmatts Stück „die Physiker“. Die Bilder dieser Aufführungen habe ich noch heute im Kopf.
Wie sind die Proben aufgebaut?
Für meine Arbeit sind mir folgende Grundprinzipien wichtig. Sie prägen den Rhythmus einer jeden Doppelstunde, sowie auch die gesamte Probezeit.
Warm up: Am Beginn einer jeder Unterrichtsstunde gibt es ein "Aufwärmen". Körper und Stimme werden aktiviert. Die Sinne werden geweckt und die soziale Interaktion innerhalb der Gruppe durch diese Grundübungen gefördert.
Improvisation: damit ist das "freie" Erspielen von Szenen gemeint. Aus einer vorgegebenen Spielsituation werden eigene Szenen entwickelt. Dies fördert die spielerische Kreativität der Jugendlichen. Gleichzeitig legen die Improvisationen auch den Grundstein für die konkrete Regiearbeit.
Erarbeitung des Theaterstücks: Ziel der Theater AG ist es, innerhalb eines Schuljahres ein Theaterstück zu produzieren, das öffentlich gezeigt wird. Denn Ziel einer künstlerischen Arbeit ist die Präsentation vor Publikum. Ebenso sind auch die Schulvorstellungen ein fester Bestandteil der Arbeit. So bringen die Schüler*innen ihr Werk in die Schule zurück.
Wo führt Ihr eure Stücke auf?
Da die Schule über keine geeigneten Räumlichkeiten für Theater verfügt, werden die Theaterstücke im Chawwerusch Theatersaal aufgeführt. Das hat den Vorteil, dass wir dort über professionelle Technik verfügen. Zu jedem guten Theaterstück gehört ein überzeugendes Bühnenbild, das in einem theateraffinen Raum präsentiert werden will. Und ebenso legte ich immer Wert auf die Ausstattung und die Kostüme.
Durch die öffentlichen Aufführungen im Chawwerusch Theatersaal erhält das jeweilige Stück von Szenario eine außerschulische Öffentlichkeit. Inzwischen hat sich zusätzlich zu Szenario eine regelmäßige Kooperation der Schule mit der Expedition Chawwerusch, der jungen Sparte unseres Theaters, entwickelt.
Wie lief die Zusammenarbeit mit dir und der Gruppe?
Schule war für mich Neuland. Ich musste erst einmal lernen, wie Schulstrukturen funktionieren. Welche Erwartungen an einen "Lehrer" gestellt werden. Umgekehrt war für die Schüler*innen mein Arbeitsstil völlig fremd. Die Zusammenarbeit würde ich insgesamt als kooperativ und kommunikativ bezeichnen.
Was ist er Unterschied zum normalen Unterricht?
Die Struktur der AG ist für die Theaterarbeit ideal: es gibt keine Noten und die Teilnahme ist freiwillig. Es geht um ganzheitliches, gemeinschaftliches Lernen. Die Jugendlichen können ihre Erwartungen, Ideen, Wünsche einbringen und sich und ihre Mitspieler*innen einmal ganz anders erleben. Sie schlüpfen in fremde Rollen, erzählen Geschichten auf der Bühne, die beides sein können, ganz nah an ihnen selbst oder spannend weit weg vom eigenen Alltag. Wichtig ist, dass die Geschichten dem Publikum authentisch erzählt werden. Daher habe ich immer viel Wert auf eine stimmige Dramaturgie gelegt. So übt die Aufführung eine große Faszination aus, für die Jugendlichen sowie für das Publikum.
Wie zeitintensiv ist das Ganze?
Mein vorgegebenes Zeitbudget sind drei Wochenstunden.
Ein komplettes Theaterstück ist damit aber nicht zu machen. Theaterarbeit kann nicht im Dreiviertelstundenrhythmus funktionieren. Deshalb gibt es jeden Monat einen zusätzlichen Blocktag, gegen Ende der Probezeit auch ein oder zwei Probewochenenden. Hinzu kommt, dass die Jugendlichen je nach Rolle auch Einzelproben, bzw. Proben in Kleingruppen haben. Das sprengt natürlich den Rahmen einer üblichen AG. Dass die Jugendlichen ein so großes Maß ihrer Freizeit in das Theaterspiel stecken, finde ich großartig. Ich nehme die Mehrarbeit für mich in Kauf, weil ich will, dass die Jugendlichen ein überzeugendes Ergebnis präsentieren.
Du hast insgesamt 27 Produktionen mit den Jugendlichen gemacht. Gibt es da Grundlinien für die Auswahl der Stücke oder Themen, die sich da durchziehen?
Mir ging es immer darum Stücke oder Themen aus dem Bereich Jugendtheater auszuwählen. Die Jugendlichen sollten sich mit dem Stoff identifizieren können. Die jeweiligen Stoffe/Stücke habe ich den Schüler*innen vorgelegt und die Entscheidung hat die Gruppe getroffen. Die Stücke waren insgesamt recht unterschiedlich. Mal waren es spannende Klassiker wie z.B. „Frühlingserwachen“ von Wedekind, „Iphigenie“ oder „Romeo und Julia. Dann wieder aktuelle Stoffe oder Themen wie Mobbing in der Schule, Influencer. Die unterschiedlichsten Genres habe ich bedient. Dazu gehörten auch Eigenproduktionen, Romanbearbeitungen und sogar Musicals. Das war dadurch sehr reizvoll.
Und wie ist es jetzt für Dich nach fast drei Jahrzehnten aufzuhören?
Das ist mir wirklich sehr schwer gefallen. In den letzten Jahren habe ich die Arbeit mit Szenario immer mehr genossen. Die Leidenschaft und das Engagement der Jugendlichen haben mich begeistert.
Sehr beeindruckend fand ich, wie die Gruppe in jedem Schuljahr immer mehr zusammengewachsen ist. Oft sind sie auf der Bühne über sich hinausgewachsen. Das werde ich auf jeden Fall vermissen.
Auch die Teilnahme an den verschiedensten Festivals. Zu Beginn die Kinder- und Jugendtheatertage und dann die jährlichen Landesschultheatertage, auf denen wir sehr oft zu Gast waren. Schließlich auch die Teilnahme an dem Theater der Länder 2006 in Erfurt.
Ich hatte ein wunderschönes Abschiedsfest mit vielen Ehemaligen und einem berührenden Video, auf dem sich viele persönlich für die Zeit mit Szenario bedankt haben. Die Nachhaltigkeit meiner Theaterarbeit kam somit zum Ausdruck und war das schönste Abschiedsgeschenk. Es freut mich, dass einige meiner Szenarios Theater zu ihrem Beruf gemacht haben, als Schauspieler*in, Regisseur*in oder als Bühnenbildnerin.
Szenario in jüngere Hände zu geben ist ein vernünftiger Schritt, zumal ich mit Danilo Fioriti auch einen qualifizierten Nachfolger gefunden habe.
Ich wünsche ihm und Szenario weiterhin viel Erfolg und Freude am Theaterspiel und freue mich als Zuschauer dabei zu sein.
Verabschiedung von unserem Theaterleiter Ben Hergl am 11.7.2024
Theaterspielen mit Körper, Seele und Geist
Theater Szenario vom Pamina Schulzentrum Herxheim
Ben Hergl, Gründungsmitglied und Schauspieler von Chawwerusch Theater leitete 27 Jahre lang das Theater Szenario am Pamina-Schulzentrum. Er übergibt nun die Leitung an Danilo Fioriti, ebenfalls Schauspieler und Autor beim Chawwerusch Theater
Wie kamst du als Theaterpädagoge 1998 an das Pamina Schulzentrum?
Anlass war eine Einladung von dem damaligen Schulleiter Herrn Lothar Bade. Das Gymnasium war gerade im Aufbau. Darstellendes Spiel als Unterrichtsfach gab es zu dieser Zeit noch nicht. Er war interessiert Theater als Angebot an der Schule zu etablieren. So blieb nur die Möglichkeit einer Arbeitsgemeinschaft als freiwilliges Angebot für die Schüler*innen. Was für mich aber von Anfang an wichtig war: die AG soll offen sein für alle Schularten im Pamina.
Wie hat sich dann die Theater AG entwickelt?
Schon bei der ersten Ausschreibung für das Schuljahr 1998/99, fanden sich 13 Schüler*innen, darunter nur wenige Jungs. Das war jedes Schuljahr ähnlich. Einige verlassen die Gruppe, Neue kommen dazu. Viele bleiben jedoch bis zum Abitur. Insgesamt haben bis heute circa 200 Jugendliche bei Theater Szenario mitgespielt.
Was war dir wichtig in deiner Arbeit?
Ich möchte die Jugendlichen für Theater begeistern. Als Schüler spielte ich im Gymnasium am Kaiserdom in Speyer den Möbius aus Dürrenmatts Stück „die Physiker“. Die Bilder dieser Aufführungen habe ich noch heute im Kopf.
Wie sind die Proben aufgebaut?
Für meine Arbeit sind mir folgende Grundprinzipien wichtig. Sie prägen den Rhythmus einer jeden Doppelstunde, sowie auch die gesamte Probezeit.
Warm up: Am Beginn einer jeder Unterrichtsstunde gibt es ein "Aufwärmen". Körper und Stimme werden aktiviert. Die Sinne werden geweckt und die soziale Interaktion innerhalb der Gruppe durch diese Grundübungen gefördert.
Improvisation: damit ist das "freie" Erspielen von Szenen gemeint. Aus einer vorgegebenen Spielsituation werden eigene Szenen entwickelt. Dies fördert die spielerische Kreativität der Jugendlichen. Gleichzeitig legen die Improvisationen auch den Grundstein für die konkrete Regiearbeit.
Erarbeitung des Theaterstücks: Ziel der Theater AG ist es, innerhalb eines Schuljahres ein Theaterstück zu produzieren, das öffentlich gezeigt wird. Denn Ziel einer künstlerischen Arbeit ist die Präsentation vor Publikum. Ebenso sind auch die Schulvorstellungen ein fester Bestandteil der Arbeit. So bringen die Schüler*innen ihr Werk in die Schule zurück.
Wo führt Ihr eure Stücke auf?
Da die Schule über keine geeigneten Räumlichkeiten für Theater verfügt, werden die Theaterstücke im Chawwerusch Theatersaal aufgeführt. Das hat den Vorteil, dass wir dort über professionelle Technik verfügen. Zu jedem guten Theaterstück gehört ein überzeugendes Bühnenbild, das in einem theateraffinen Raum präsentiert werden will. Und ebenso legte ich immer Wert auf die Ausstattung und die Kostüme.
Durch die öffentlichen Aufführungen im Chawwerusch Theatersaal erhält das jeweilige Stück von Szenario eine außerschulische Öffentlichkeit. Inzwischen hat sich zusätzlich zu Szenario eine regelmäßige Kooperation der Schule mit der Expedition Chawwerusch, der jungen Sparte unseres Theaters, entwickelt.
Wie lief die Zusammenarbeit mit dir und der Gruppe?
Schule war für mich Neuland. Ich musste erst einmal lernen, wie Schulstrukturen funktionieren. Welche Erwartungen an einen "Lehrer" gestellt werden. Umgekehrt war für die Schüler*innen mein Arbeitsstil völlig fremd. Die Zusammenarbeit würde ich insgesamt als kooperativ und kommunikativ bezeichnen.
Was ist er Unterschied zum normalen Unterricht?
Die Struktur der AG ist für die Theaterarbeit ideal: es gibt keine Noten und die Teilnahme ist freiwillig. Es geht um ganzheitliches, gemeinschaftliches Lernen. Die Jugendlichen können ihre Erwartungen, Ideen, Wünsche einbringen und sich und ihre Mitspieler*innen einmal ganz anders erleben. Sie schlüpfen in fremde Rollen, erzählen Geschichten auf der Bühne, die beides sein können, ganz nah an ihnen selbst oder spannend weit weg vom eigenen Alltag. Wichtig ist, dass die Geschichten dem Publikum authentisch erzählt werden. Daher habe ich immer viel Wert auf eine stimmige Dramaturgie gelegt. So übt die Aufführung eine große Faszination aus, für die Jugendlichen sowie für das Publikum.
Wie zeitintensiv ist das Ganze?
Mein vorgegebenes Zeitbudget sind drei Wochenstunden.
Ein komplettes Theaterstück ist damit aber nicht zu machen. Theaterarbeit kann nicht im Dreiviertelstundenrhythmus funktionieren. Deshalb gibt es jeden Monat einen zusätzlichen Blocktag, gegen Ende der Probezeit auch ein oder zwei Probewochenenden. Hinzu kommt, dass die Jugendlichen je nach Rolle auch Einzelproben, bzw. Proben in Kleingruppen haben. Das sprengt natürlich den Rahmen einer üblichen AG. Dass die Jugendlichen ein so großes Maß ihrer Freizeit in das Theaterspiel stecken, finde ich großartig. Ich nehme die Mehrarbeit für mich in Kauf, weil ich will, dass die Jugendlichen ein überzeugendes Ergebnis präsentieren.
Du hast insgesamt 27 Produktionen mit den Jugendlichen gemacht. Gibt es da Grundlinien für die Auswahl der Stücke oder Themen, die sich da durchziehen?
Mir ging es immer darum Stücke oder Themen aus dem Bereich Jugendtheater auszuwählen. Die Jugendlichen sollten sich mit dem Stoff identifizieren können. Die jeweiligen Stoffe/Stücke habe ich den Schüler*innen vorgelegt und die Entscheidung hat die Gruppe getroffen. Die Stücke waren insgesamt recht unterschiedlich. Mal waren es spannende Klassiker wie z.B. „Frühlingserwachen“ von Wedekind, „Iphigenie“ oder „Romeo und Julia. Dann wieder aktuelle Stoffe oder Themen wie Mobbing in der Schule, Influencer. Die unterschiedlichsten Genres habe ich bedient. Dazu gehörten auch Eigenproduktionen, Romanbearbeitungen und sogar Musicals. Das war dadurch sehr reizvoll.
Und wie ist es jetzt für Dich nach fast drei Jahrzehnten aufzuhören?
Das ist mir wirklich sehr schwer gefallen. In den letzten Jahren habe ich die Arbeit mit Szenario immer mehr genossen. Die Leidenschaft und das Engagement der Jugendlichen haben mich begeistert.
Sehr beeindruckend fand ich, wie die Gruppe in jedem Schuljahr immer mehr zusammengewachsen ist. Oft sind sie auf der Bühne über sich hinausgewachsen. Das werde ich auf jeden Fall vermissen.
Auch die Teilnahme an den verschiedensten Festivals. Zu Beginn die Kinder- und Jugendtheatertage und dann die jährlichen Landesschultheatertage, auf denen wir sehr oft zu Gast waren. Schließlich auch die Teilnahme an dem Theater der Länder 2006 in Erfurt.
Ich hatte ein wunderschönes Abschiedsfest mit vielen Ehemaligen und einem berührenden Video, auf dem sich viele persönlich für die Zeit mit Szenario bedankt haben. Die Nachhaltigkeit meiner Theaterarbeit kam somit zum Ausdruck und war das schönste Abschiedsgeschenk. Es freut mich, dass einige meiner Szenarios Theater zu ihrem Beruf gemacht haben, als Schauspieler*in, Regisseur*in oder als Bühnenbildnerin.
Szenario in jüngere Hände zu geben ist ein vernünftiger Schritt, zumal ich mit Danilo Fioriti auch einen qualifizierten Nachfolger gefunden habe.
Ich wünsche ihm und Szenario weiterhin viel Erfolg und Freude am Theaterspiel und freue mich als Zuschauer dabei zu sein.