Der völlig sorgenfrei lebende Prinz Philipp sieht eines Tages die „hässliche“, phlegmatische Yvonne. Von ihrem Anblick fühlt er sich derart angezogen, dass er sich auf der Stelle mit ihr verlobt. Im Königshaus droht ein Skandal. Dieses Mädchen passt nicht zum Hofe und seinen Schönheitsvorstellungen. Allein durch ihre Gegenwart fühlen sich die Höflinge provoziert und im Innersten erkannt. Yvonne ist unangenehm und muss verschwinden.
Es spielen:
Lukas Walz, Annika Marz, Raffael Bittig, Rita Berisha, Kim Scheffler-Lucic, Hanna Burg, Johanna Stephan, Yhnu Nguyen, Alina Möhlmann
Regie: Ben Hergl, Chawwerusch Theater
Es spielen:
Lukas Walz, Annika Marz, Raffael Bittig, Rita Berisha, Kim Scheffler-Lucic, Hanna Burg, Johanna Stephan, Yhnu Nguyen, Alina Möhlmann
Regie: Ben Hergl, Chawwerusch Theater
Eine Rezession von Katrin, "Lautschrift" SDL 2016,
Ist es ein Naturgesetz, dass wir das Hässliche ablehnen?
Auf der Bühne ein Sofa. Der Vorhang im Hintergrund bewegt sich leicht. Unter großem – wenn auch nicht ganz freiwilligem – Applaus des Publikums stolziert das Königspaar Ignaz und Margarete körperlich herrlich überzogen auf die Bühne. Dieser Auftritt und die ersten Worte steigert die Erwartungshaltung auf eine besondere, schrille Spielweise, auf eine Komödie, die zur Groteske werden könnte.
Doch zurück zur Geschichte. Ein Bettler kommt hinzu, bittet um eine Gabe. König und Königin übertreffen sich gegenseitig in ihrer Großzügigkeit, doch man merkt schnell, diese ist nicht wahrhaftig, sondern dient der eigenen Aufwertung. Prinz Philipp, so scheint es, ist im Gegensatz zu seinen Eltern weniger affektiert, das Spiel des Darstellers ist authentisch. Doch auch er ist nicht frei von Macken. Sein Freund Cyrill versucht vergebens, ihm die eine oder andere Dame im Publikum schmackhaft zu machen. Ist doch egal, ob blond oder brünett, sie sind alle gleich. Er ist gelangweilt. Geplagt von Überdruss mag er sich nicht mehr recht am Leben freuen. Dann plötzlich ist da eine, die ist anders. Auf der Bank sitzt Yvonne, ihre Tanten zerren an ihr herum. Sie ist nicht hässlich, nur anders. Sie trägt andere Kleidung, ist ungeschminkt, ihr Haar ist echt. Bei näherer Betrachtung ist sie sogar sehr schön, ein Mensch durch und durch. Unverstellt, nur eben unangepasst. Sie ist nicht gesellschaftsfähig, ist schüchtern, ängstlich. So, wie beide Tanten an ihr ziehen und rupfen, versteht man versteht schnell, dass sie das quält. Lasst sie doch so, wie sie ist, denkt man. Doch sie können nicht anders. Und auch Prinz Philipp fühlt sich provoziert. Er bringt es auf den Punkt. Sie so leiden zu sehen, bringt einen dazu, sie auch leiden zu lassen. Sie ist das perfekte Opfer. Ihr Blut fließt zu träge, deshalb ist sie nie fröhlich, dann muss man es mal in Wallung bringen. Zwar gibt da Personen, die Einspruch erheben, aber tun sie dies aus Mitgefühl, oder weil es sich nicht gehört? Die Frage wird einem das nicht eindeutig beantwortet. Das ist gut so.
Yvonne ist eine Person, die dazu geschaffen ist, alles aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ihr Anderssein bringt Abwechslung in das von Überdruss geprägte Leben des Prinzen, er entschließt, sie zu heiraten und schafft mit dieser Ankündigung Verwirrung. Die Eltern werden sich nicht einig, ob dies der Gutherzigkeit oder der Renitenz des Sohnes geschuldet ist.
Auch am Hof lässt sich Yvonne nicht verändern. Umso mehr provoziert dies die anderen, sie verbiegen zu wollen. In den wenigen Worten die sie im Stück sagt schildert sie ihre Situation: Es ist immer ein Kreis. Alle sind gleich. Und wenn sie einen Schritt auf die anderen zugeht, wird sie umso mehr abgelehnt. Nein, kein Kreis, so Philipp, es ist die Hölle. Die geht weiter.
Yvonne hält den anderen einen Spiegel vor, den sie kaum ertragen können. Durch sie erkennen sie ihre eigene Hässlichkeit und die der anderen. Die Momente der Ehrlichkeit wie die Angst der Königin, durch das Preisgeben ihrer inneren Seiten abgelehnt zu werden, berühren. Am meisten jedoch beim König. Durch die übertriebene, groteske Spielweise überrascht dieser Moment, in dem man hinter seine Fassade schauen kann. Mehr Mut zu dieser Überziehung, wie der schöne Einfall des Gesanges mit anschließendem „Ah“ und „Oh“, auch das Potential zu Extremen im gegenseitigen Vorwerfen von Unzulänglichkeiten, hätte die Kluft zwischen Yvonne und Hofstaat deutlicher, die Verletzungen größer machen können. Der Blick in den Spiegel uns so mehr erschüttern können.
Der Bezug zu unserer Zeit wird nie direkt angesprochen, aber das hat es für mich auch nicht gebraucht. In unseren Köpfen war er allgegenwärtig. Denn auch wir spüren den Anpassungsdruck der Gesellschaft in unserer Umgebung, nicht zuletzt durch die Werbeflut der Medien täglich.
Eine berührende Szene ist auch das Ende Yvonnes. Nein, Sterben ist nicht schön. Und erst mit ihrem Tod verstehen die anderen mit ihr umzugehen. Sorgen sich, bahren sie auf, kümmern sich.
Die in Schwarz, Grau und Weiß schlicht gehaltene Bühne- trotz aufwendiger toller Kostüme und Rokoko- Perücken- lässt den Darstellern genügend Raum für ihr gutes Zusammenspiel. Perfekt reiht sich zu dieser Ausstattung der leicht glänzende Plastikvorhang ein.
Die Dialoge zwischen den Spielern sind flott, immer flüssig im Anschluss. Nie wirkt ein Wort aufgesagt. Das liegt auch an dem hohen Spielspaß der Gruppe. Der hat sich auf den Zuschauer übertragen. Genau das richtige für den frühen Morgen.
Ist es ein Naturgesetz, dass wir das Hässliche ablehnen?
Auf der Bühne ein Sofa. Der Vorhang im Hintergrund bewegt sich leicht. Unter großem – wenn auch nicht ganz freiwilligem – Applaus des Publikums stolziert das Königspaar Ignaz und Margarete körperlich herrlich überzogen auf die Bühne. Dieser Auftritt und die ersten Worte steigert die Erwartungshaltung auf eine besondere, schrille Spielweise, auf eine Komödie, die zur Groteske werden könnte.
Doch zurück zur Geschichte. Ein Bettler kommt hinzu, bittet um eine Gabe. König und Königin übertreffen sich gegenseitig in ihrer Großzügigkeit, doch man merkt schnell, diese ist nicht wahrhaftig, sondern dient der eigenen Aufwertung. Prinz Philipp, so scheint es, ist im Gegensatz zu seinen Eltern weniger affektiert, das Spiel des Darstellers ist authentisch. Doch auch er ist nicht frei von Macken. Sein Freund Cyrill versucht vergebens, ihm die eine oder andere Dame im Publikum schmackhaft zu machen. Ist doch egal, ob blond oder brünett, sie sind alle gleich. Er ist gelangweilt. Geplagt von Überdruss mag er sich nicht mehr recht am Leben freuen. Dann plötzlich ist da eine, die ist anders. Auf der Bank sitzt Yvonne, ihre Tanten zerren an ihr herum. Sie ist nicht hässlich, nur anders. Sie trägt andere Kleidung, ist ungeschminkt, ihr Haar ist echt. Bei näherer Betrachtung ist sie sogar sehr schön, ein Mensch durch und durch. Unverstellt, nur eben unangepasst. Sie ist nicht gesellschaftsfähig, ist schüchtern, ängstlich. So, wie beide Tanten an ihr ziehen und rupfen, versteht man versteht schnell, dass sie das quält. Lasst sie doch so, wie sie ist, denkt man. Doch sie können nicht anders. Und auch Prinz Philipp fühlt sich provoziert. Er bringt es auf den Punkt. Sie so leiden zu sehen, bringt einen dazu, sie auch leiden zu lassen. Sie ist das perfekte Opfer. Ihr Blut fließt zu träge, deshalb ist sie nie fröhlich, dann muss man es mal in Wallung bringen. Zwar gibt da Personen, die Einspruch erheben, aber tun sie dies aus Mitgefühl, oder weil es sich nicht gehört? Die Frage wird einem das nicht eindeutig beantwortet. Das ist gut so.
Yvonne ist eine Person, die dazu geschaffen ist, alles aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ihr Anderssein bringt Abwechslung in das von Überdruss geprägte Leben des Prinzen, er entschließt, sie zu heiraten und schafft mit dieser Ankündigung Verwirrung. Die Eltern werden sich nicht einig, ob dies der Gutherzigkeit oder der Renitenz des Sohnes geschuldet ist.
Auch am Hof lässt sich Yvonne nicht verändern. Umso mehr provoziert dies die anderen, sie verbiegen zu wollen. In den wenigen Worten die sie im Stück sagt schildert sie ihre Situation: Es ist immer ein Kreis. Alle sind gleich. Und wenn sie einen Schritt auf die anderen zugeht, wird sie umso mehr abgelehnt. Nein, kein Kreis, so Philipp, es ist die Hölle. Die geht weiter.
Yvonne hält den anderen einen Spiegel vor, den sie kaum ertragen können. Durch sie erkennen sie ihre eigene Hässlichkeit und die der anderen. Die Momente der Ehrlichkeit wie die Angst der Königin, durch das Preisgeben ihrer inneren Seiten abgelehnt zu werden, berühren. Am meisten jedoch beim König. Durch die übertriebene, groteske Spielweise überrascht dieser Moment, in dem man hinter seine Fassade schauen kann. Mehr Mut zu dieser Überziehung, wie der schöne Einfall des Gesanges mit anschließendem „Ah“ und „Oh“, auch das Potential zu Extremen im gegenseitigen Vorwerfen von Unzulänglichkeiten, hätte die Kluft zwischen Yvonne und Hofstaat deutlicher, die Verletzungen größer machen können. Der Blick in den Spiegel uns so mehr erschüttern können.
Der Bezug zu unserer Zeit wird nie direkt angesprochen, aber das hat es für mich auch nicht gebraucht. In unseren Köpfen war er allgegenwärtig. Denn auch wir spüren den Anpassungsdruck der Gesellschaft in unserer Umgebung, nicht zuletzt durch die Werbeflut der Medien täglich.
Eine berührende Szene ist auch das Ende Yvonnes. Nein, Sterben ist nicht schön. Und erst mit ihrem Tod verstehen die anderen mit ihr umzugehen. Sorgen sich, bahren sie auf, kümmern sich.
Die in Schwarz, Grau und Weiß schlicht gehaltene Bühne- trotz aufwendiger toller Kostüme und Rokoko- Perücken- lässt den Darstellern genügend Raum für ihr gutes Zusammenspiel. Perfekt reiht sich zu dieser Ausstattung der leicht glänzende Plastikvorhang ein.
Die Dialoge zwischen den Spielern sind flott, immer flüssig im Anschluss. Nie wirkt ein Wort aufgesagt. Das liegt auch an dem hohen Spielspaß der Gruppe. Der hat sich auf den Zuschauer übertragen. Genau das richtige für den frühen Morgen.