Wenn die Freundmaschine zum Trostspender wird
Herxheim: Theater AG des Pamina-Zentrums führt kritische Komödie "Im Park" auf - Szenensprache und Rollentausch
Ein Park als Schnittstelle unterschiedlichster Begegnungen, als Plattform zufälliger Treffs und des scheinbar oberflächlichen Austauschs, das war der Schauplatz der titelgebenden Komödie von Ramon Pierson, aufgeführt von den Schülerinnen der Theater AG des Pamina Zentrums. Auf der Bühne im umgebauten Klassensaal kreuzten sich die Wege von schrillen und schrägen Typen, von unauffälligen oder gehandicapten, die fast alle an Max, der "Freundmaschine", nicht vorbei kamen. Ein Stück über die (Tiefen) Wirkung von Kommunikation und die Kraft der Veränderung.
Da gibt es den Mimen, der naturgemäß ganz ohne Worte auskommt und die Rolle des Guten, aber Wehrlosen einnimmt. Ein Parkarbeiter spricht mit seinen Müllresten, die er aufspießt und fährt später auf einer Sackkarre einen Sprechautomaten in die Parkmitte. Es ist Max, die "Freundmaschine", die auf Münzeinwurf mit freundlichen Floskeln reagiert. Max ist auf Fragen und stereotype Antworten programmiert, die besonders grotesk wirken, wenn es um weinende, traurige "Kunden" geht, denen er sein: "Schön, das zu hören. Wie war dein Tag" entgegenruft. Das ganze Stück über ist der Automat in Betrieb, soll er Trost spenden oder eben nur unterhalten (in einer Gesellschaft, die das offensichtlich nötig hat).
Dann gibt's da die Mutter, die ihr stotterndes Kind sucht, sich dessen Störung als eigenes Versagen zuschreibt und das jedem mitteilt, der ihr über den Weg läuft. Das fortgelaufene Mädchen indes müht sich mit den Wörtern ab, auf der Flucht vor der Mutter, den Ärzten, den sinnlosen Therapien. Jogger durchkreuzen die Wege, ein Liebespärchen, Sebastian und Frauke, kommt - zumindest anfangs - fast ohne Worte aus. Margot, ein herausgeputzter affektierter Single, spricht im Wir-Ton mit ihrer Fuchsstola und scheut reale Kontakte. Solange jedenfalls bis sie den alten rüstigen Herrn Krüger trifft, der erfolgreich bei ihr anbandelt und der zuvor von seiner Tochter wie ein unmündiger Trottel behandelt wird. Zwei Kumpels, Alfred und Manfred, tauschen auf einer Bank gekonnt Belangloses aus, ein junges "Muttichen" spult einen (ironischen) Dauermonolog Richtung Baby aus. Mit einem anderen, einem wissenschaftlichen Monolog über Kühe, Bäume, Zahlen und BSE will die promovierte Biologin und berufliche Überfliegerin Dr. Dr. Klimmper Sebastian beeindrucken. Aus dem Überraschungstreff mit ihrer früheren Klassenkameradin wird ein angestrengtes beiderseitiges Konkurrenzspiel.
Und da gibt es Mike, den nervösen Kiffer, mit Andrea, seiner Freundin, die im Park auf einen warten, der ihnen "scharfe Sachen" bringen soll, aber nicht auftaucht. In jeden wird der erhoffte Dealer vermutet, witzige Sprachverwirrungen wechseln mit aggressiven Szenen, in denen der Gewalttätige den schnellen Griff zum Springmesser demonstriert. Eine junge humorige Berlinerin verteidigt die Emanzipation und beweist Zivilcourage, als sie unter eigener Gefahr Andrea vor ihrem Schlägerfreund Mike beschützt. Keinerlei Schutz allerdings erfährt der Mime, der zuvor dem stotternden Mädchen "lautmachend" das Sprechen beigebracht hat. Über ihm und seinem Anderssein entlädt sich Mikes ganze Wut auf die Welt, er ersticht ihn. Die Reue kommt aber (zu) spät. Auf die meisten Figuren wirken die zufälligen Begegnungen, sie läutern und verändern sich.
Gut ein Jahr hatten die 16 Schülerinnen (in Mädchen und Jungenrollen) der siebten bis zehnten Klasse Realschule und Gymnasium, unter der Leitung von Ben Hergl vom Chawwerusch-Theater und Almuth Fink (Choreographie) geprobt. Das Manuskript wurde von der Regie und den Jugendlichen mit neuen Ideen gefüllt (Rollen im pfälzischen Dialekt) und kompakter gemacht, mit Improvisationen versetzt und stellenweise auf aktuelle Szene-Sprüche und Sprichwörter (echt krass...) reduziert. Die Figuren und Typen waren teils in Doppelrollen besetzt und wurden auf der Bühne, die mit wenig Requisiten auskam, ausdrucksstark und überzeugend gespielt. Verdienter Applaus. (hima)
Herxheim: Theater AG des Pamina-Zentrums führt kritische Komödie "Im Park" auf - Szenensprache und Rollentausch
Ein Park als Schnittstelle unterschiedlichster Begegnungen, als Plattform zufälliger Treffs und des scheinbar oberflächlichen Austauschs, das war der Schauplatz der titelgebenden Komödie von Ramon Pierson, aufgeführt von den Schülerinnen der Theater AG des Pamina Zentrums. Auf der Bühne im umgebauten Klassensaal kreuzten sich die Wege von schrillen und schrägen Typen, von unauffälligen oder gehandicapten, die fast alle an Max, der "Freundmaschine", nicht vorbei kamen. Ein Stück über die (Tiefen) Wirkung von Kommunikation und die Kraft der Veränderung.
Da gibt es den Mimen, der naturgemäß ganz ohne Worte auskommt und die Rolle des Guten, aber Wehrlosen einnimmt. Ein Parkarbeiter spricht mit seinen Müllresten, die er aufspießt und fährt später auf einer Sackkarre einen Sprechautomaten in die Parkmitte. Es ist Max, die "Freundmaschine", die auf Münzeinwurf mit freundlichen Floskeln reagiert. Max ist auf Fragen und stereotype Antworten programmiert, die besonders grotesk wirken, wenn es um weinende, traurige "Kunden" geht, denen er sein: "Schön, das zu hören. Wie war dein Tag" entgegenruft. Das ganze Stück über ist der Automat in Betrieb, soll er Trost spenden oder eben nur unterhalten (in einer Gesellschaft, die das offensichtlich nötig hat).
Dann gibt's da die Mutter, die ihr stotterndes Kind sucht, sich dessen Störung als eigenes Versagen zuschreibt und das jedem mitteilt, der ihr über den Weg läuft. Das fortgelaufene Mädchen indes müht sich mit den Wörtern ab, auf der Flucht vor der Mutter, den Ärzten, den sinnlosen Therapien. Jogger durchkreuzen die Wege, ein Liebespärchen, Sebastian und Frauke, kommt - zumindest anfangs - fast ohne Worte aus. Margot, ein herausgeputzter affektierter Single, spricht im Wir-Ton mit ihrer Fuchsstola und scheut reale Kontakte. Solange jedenfalls bis sie den alten rüstigen Herrn Krüger trifft, der erfolgreich bei ihr anbandelt und der zuvor von seiner Tochter wie ein unmündiger Trottel behandelt wird. Zwei Kumpels, Alfred und Manfred, tauschen auf einer Bank gekonnt Belangloses aus, ein junges "Muttichen" spult einen (ironischen) Dauermonolog Richtung Baby aus. Mit einem anderen, einem wissenschaftlichen Monolog über Kühe, Bäume, Zahlen und BSE will die promovierte Biologin und berufliche Überfliegerin Dr. Dr. Klimmper Sebastian beeindrucken. Aus dem Überraschungstreff mit ihrer früheren Klassenkameradin wird ein angestrengtes beiderseitiges Konkurrenzspiel.
Und da gibt es Mike, den nervösen Kiffer, mit Andrea, seiner Freundin, die im Park auf einen warten, der ihnen "scharfe Sachen" bringen soll, aber nicht auftaucht. In jeden wird der erhoffte Dealer vermutet, witzige Sprachverwirrungen wechseln mit aggressiven Szenen, in denen der Gewalttätige den schnellen Griff zum Springmesser demonstriert. Eine junge humorige Berlinerin verteidigt die Emanzipation und beweist Zivilcourage, als sie unter eigener Gefahr Andrea vor ihrem Schlägerfreund Mike beschützt. Keinerlei Schutz allerdings erfährt der Mime, der zuvor dem stotternden Mädchen "lautmachend" das Sprechen beigebracht hat. Über ihm und seinem Anderssein entlädt sich Mikes ganze Wut auf die Welt, er ersticht ihn. Die Reue kommt aber (zu) spät. Auf die meisten Figuren wirken die zufälligen Begegnungen, sie läutern und verändern sich.
Gut ein Jahr hatten die 16 Schülerinnen (in Mädchen und Jungenrollen) der siebten bis zehnten Klasse Realschule und Gymnasium, unter der Leitung von Ben Hergl vom Chawwerusch-Theater und Almuth Fink (Choreographie) geprobt. Das Manuskript wurde von der Regie und den Jugendlichen mit neuen Ideen gefüllt (Rollen im pfälzischen Dialekt) und kompakter gemacht, mit Improvisationen versetzt und stellenweise auf aktuelle Szene-Sprüche und Sprichwörter (echt krass...) reduziert. Die Figuren und Typen waren teils in Doppelrollen besetzt und wurden auf der Bühne, die mit wenig Requisiten auskam, ausdrucksstark und überzeugend gespielt. Verdienter Applaus. (hima)