Traumprinz und Todessehnsucht
HERXHEIM: Zehn Jahre Theater „Szenario" von Chawwerusch und Pamina-Schulzentrum - Premiere am Freitag
Ein echtes Aushängeschild in Sachen Jugendtheater ist die Truppe „Szenario", die Chawwerusch-Schauspieler Ben Hergl vor zehn Jahren am Pamina-Schulzentrum in Herxheim gründete. Seit fünf Jahren werden die Schüler regelmäßig zu den Landesschultheatertagen geladen und gelten dieses Jahr als offizielle Bewerber der Bundesschultheatertage im Herbst. Die neue Produktion: Thomas Oberenders „Nachtschwärmer" nach dem Märchen „Die zertanzten Schuhe", das 2000 den Deutschen Jugendtheaterpreis gewonnen hat.
Hohe Anforderungen stellt Ben Hergl an seine junge Truppe, sagt er selbst. Mareike Lutz und Sophie Tritschler nicken heftig. „Aber es lohnt sich", ergänzen die beiden. „So richtig gefordert zu sein und auch mal an seine Grenzen zu gehen, ist eine Erfahrung, die ihnen sonst vielleicht fehlt", sagt Hergl. Und er will von seinem Publikum auch keinen Höflichkeitsapplaus, sondern eine ehrliche Bewertung der Leistung.
Etabliert wurde die Arbeitsgemeinschaft vor zehn Jahren auf Anregung von Schulleiter Lothar Bade an dem gerade gegründeten Gymnasium des Pamina-Schulzentrums. Ben Hergl, ausgebildeter Theaterpädagoge, erhielt einen Nebenlehrvertrag auf einer Drei-Stunden-Basis. Doch mit seinem professionellen Anspruch merkte er bald, dass er mit einer Doppelstunde pro Woche nicht auskommen mochte. Jeden Monat macht er mit den Schülern einen so genannten Blocktag am Wochenende, und vor Premieren kommen ganze Probenwochenenden dazu. Jedes Jahr kommt eine neue Produktion heraus - im vergangenen Jahr sogar zwei.
Obwohl dieser enorme Zeitaufwand die Freizeitpläne der jungen Leute zuweilen durchkreuzt, bleiben die meisten der Truppe über Jahre treu. Selbst Ex-„Szenarier", die längst studieren, machen jetzt wieder als Regieassistenten, Kostümbildner und Grafiker mit. „Die Schüler merken, dass sie davon unglaublich viel profitieren", sagt Hergl. In der Schulbank müssten sie vor allem kognitive Leistungen bringen. Die Erfahrungen, die sie bei den Proben mit sich selbst machen, bringen sie auch persönlich weiter. „Denn hier werden sie mit den eigenen Defiziten konfrontiert. Indirekt arbeiten sie an sich selber, aber sie haben dabei den Schutz der Rolle." Eine ganzheitliche Bildung also, wie sie einst die Griechen anstrebten.
Jede Probestunde beginnt mit Bewegungs- und Sprachübungen. „Als erstes müssen die Schüler lernen aufzutreten", sagt Hergl. Da muss jeder der Teenies eine große Hemmschwelle überwinden, wenn es beispielsweise gilt, sich stöhnend über den Boden zu wälzen. „Am Anfang ist einem so was peinlich", erzählt Sophie. Doch weil das alle machen, droht pubertäres Gegacker gar nicht aufzukommen. „Wenn uns einer zuschauen würde, fände er das sicher lächerlich, aber für uns ist das normal." Fast spielerisch baut Ben Hergl Gruppendynamik auf, lässt seine Schüler gemeinsam gehen und aufeinander reagieren. Und dann kommt natürlich die Rollenarbeit, bei der sich die Darsteller einen Charakter erarbeiten: Was macht er mit den Armen, geht er aufrecht oder gebückt, wie reagiert er auf verschiedene Emotionen? Hergl will, dass seine jungen Schauspieler die Texte durchdringen und in der Tiefe erfassen.
Gemeinsam werden auch die Stücke ausgewählt - wenn auch der Leiter der Truppe wie in diesem Jahr das letzte Wort hat. Den Ausschlag zwischen Parcival, Kaspar Hauser und Nachtschwärmer hat letztlich die Besetzung gegeben. Denn die Truppe besteht aus lauter Mädchen und nur einem Jungen. „Kreative Sachen sind immer fest in der Hand von Mädchen", sagt Hergl. Sie stammen vor allem aus den 10. und 11. Klassen - und nicht nur aus dem Gymnasium. Für die ganz Kleinen gibt es am Pamina inzwischen darstellendes Spiel als Schulfach.
Mittlerweile scheinen die „Szenarier" glücklich mit der Wahl des Stücks. Denn die Figuren, vor allem die jungen Mädchen, sind ihrer Lebenserfahrung sehr nahe: Streit mit den Eltern, Liebeskummer - in solche Themen an der Schwelle zwischen Kindheit und Erwachsenenwelt könnten sie sich gut hineinversetzen, erzählen Mareike und Sophie.
Das Abtauchen in eine eigene Welt und die Sehnsucht nach einem Traumprinzen ist das Thema von „Nachtschwärmer". Dafür verwandeln sich die Darsteller in Gothics, jene barock-düsteren Gestalten in schwarzer Kluft, die eine Mischung aus Todessehnsucht und Selbstdarstellung umtreibt. Nacht für Nacht verschwinden drei Schwestern aus ihrem Schlafzimmer und liegen am nächsten Morgen mit blutigen Füßen im Bett ... Begleitet werden die Ausflüge auf der Bühne von ein eigens gegründeten Band.
Vorhang auf heißt es zum ersten Mal am Freitag um 20 Uhr im Chawwerusch-Saal - weil hier die richtige Theateratmosphäre herrsche, sagt Hergl. Nach der Premiere folgt eine Woche mit Schulaufführungen.
HERXHEIM: Zehn Jahre Theater „Szenario" von Chawwerusch und Pamina-Schulzentrum - Premiere am Freitag
Ein echtes Aushängeschild in Sachen Jugendtheater ist die Truppe „Szenario", die Chawwerusch-Schauspieler Ben Hergl vor zehn Jahren am Pamina-Schulzentrum in Herxheim gründete. Seit fünf Jahren werden die Schüler regelmäßig zu den Landesschultheatertagen geladen und gelten dieses Jahr als offizielle Bewerber der Bundesschultheatertage im Herbst. Die neue Produktion: Thomas Oberenders „Nachtschwärmer" nach dem Märchen „Die zertanzten Schuhe", das 2000 den Deutschen Jugendtheaterpreis gewonnen hat.
Hohe Anforderungen stellt Ben Hergl an seine junge Truppe, sagt er selbst. Mareike Lutz und Sophie Tritschler nicken heftig. „Aber es lohnt sich", ergänzen die beiden. „So richtig gefordert zu sein und auch mal an seine Grenzen zu gehen, ist eine Erfahrung, die ihnen sonst vielleicht fehlt", sagt Hergl. Und er will von seinem Publikum auch keinen Höflichkeitsapplaus, sondern eine ehrliche Bewertung der Leistung.
Etabliert wurde die Arbeitsgemeinschaft vor zehn Jahren auf Anregung von Schulleiter Lothar Bade an dem gerade gegründeten Gymnasium des Pamina-Schulzentrums. Ben Hergl, ausgebildeter Theaterpädagoge, erhielt einen Nebenlehrvertrag auf einer Drei-Stunden-Basis. Doch mit seinem professionellen Anspruch merkte er bald, dass er mit einer Doppelstunde pro Woche nicht auskommen mochte. Jeden Monat macht er mit den Schülern einen so genannten Blocktag am Wochenende, und vor Premieren kommen ganze Probenwochenenden dazu. Jedes Jahr kommt eine neue Produktion heraus - im vergangenen Jahr sogar zwei.
Obwohl dieser enorme Zeitaufwand die Freizeitpläne der jungen Leute zuweilen durchkreuzt, bleiben die meisten der Truppe über Jahre treu. Selbst Ex-„Szenarier", die längst studieren, machen jetzt wieder als Regieassistenten, Kostümbildner und Grafiker mit. „Die Schüler merken, dass sie davon unglaublich viel profitieren", sagt Hergl. In der Schulbank müssten sie vor allem kognitive Leistungen bringen. Die Erfahrungen, die sie bei den Proben mit sich selbst machen, bringen sie auch persönlich weiter. „Denn hier werden sie mit den eigenen Defiziten konfrontiert. Indirekt arbeiten sie an sich selber, aber sie haben dabei den Schutz der Rolle." Eine ganzheitliche Bildung also, wie sie einst die Griechen anstrebten.
Jede Probestunde beginnt mit Bewegungs- und Sprachübungen. „Als erstes müssen die Schüler lernen aufzutreten", sagt Hergl. Da muss jeder der Teenies eine große Hemmschwelle überwinden, wenn es beispielsweise gilt, sich stöhnend über den Boden zu wälzen. „Am Anfang ist einem so was peinlich", erzählt Sophie. Doch weil das alle machen, droht pubertäres Gegacker gar nicht aufzukommen. „Wenn uns einer zuschauen würde, fände er das sicher lächerlich, aber für uns ist das normal." Fast spielerisch baut Ben Hergl Gruppendynamik auf, lässt seine Schüler gemeinsam gehen und aufeinander reagieren. Und dann kommt natürlich die Rollenarbeit, bei der sich die Darsteller einen Charakter erarbeiten: Was macht er mit den Armen, geht er aufrecht oder gebückt, wie reagiert er auf verschiedene Emotionen? Hergl will, dass seine jungen Schauspieler die Texte durchdringen und in der Tiefe erfassen.
Gemeinsam werden auch die Stücke ausgewählt - wenn auch der Leiter der Truppe wie in diesem Jahr das letzte Wort hat. Den Ausschlag zwischen Parcival, Kaspar Hauser und Nachtschwärmer hat letztlich die Besetzung gegeben. Denn die Truppe besteht aus lauter Mädchen und nur einem Jungen. „Kreative Sachen sind immer fest in der Hand von Mädchen", sagt Hergl. Sie stammen vor allem aus den 10. und 11. Klassen - und nicht nur aus dem Gymnasium. Für die ganz Kleinen gibt es am Pamina inzwischen darstellendes Spiel als Schulfach.
Mittlerweile scheinen die „Szenarier" glücklich mit der Wahl des Stücks. Denn die Figuren, vor allem die jungen Mädchen, sind ihrer Lebenserfahrung sehr nahe: Streit mit den Eltern, Liebeskummer - in solche Themen an der Schwelle zwischen Kindheit und Erwachsenenwelt könnten sie sich gut hineinversetzen, erzählen Mareike und Sophie.
Das Abtauchen in eine eigene Welt und die Sehnsucht nach einem Traumprinzen ist das Thema von „Nachtschwärmer". Dafür verwandeln sich die Darsteller in Gothics, jene barock-düsteren Gestalten in schwarzer Kluft, die eine Mischung aus Todessehnsucht und Selbstdarstellung umtreibt. Nacht für Nacht verschwinden drei Schwestern aus ihrem Schlafzimmer und liegen am nächsten Morgen mit blutigen Füßen im Bett ... Begleitet werden die Ausflüge auf der Bühne von ein eigens gegründeten Band.
Vorhang auf heißt es zum ersten Mal am Freitag um 20 Uhr im Chawwerusch-Saal - weil hier die richtige Theateratmosphäre herrsche, sagt Hergl. Nach der Premiere folgt eine Woche mit Schulaufführungen.