Jugend - Macht - "Prima Klima"
HERXHEIM: Musiktheater am Pamina-Schulzentrum besch�ftigt sich mit Klimawandel und Sozialfragen +
Am Wochenende herrschte im Pamina-Schulzentrum in Herxheim der Ausnahmezustand. Es ging dabei um nichts Geringeres als die Rettung unseres Planeten. Mit dem furiosen Musiktheater "Prima Klima" setzen weit über 100 Schüler ein Zeichen für einen verantwortungsbewussten Umgang mit den Ressourcen dieser Erde und für ein gemeinsames Handeln zum Schutz der Natur.
Es ist Zeit, zu handeln" sagte UNO-Generalsekretär Kofu Tsunamu (Steffen Antes) bei seinem denkwürdigen Auftritt im Pamina-Schulzentrum in Herxheim. Mit staatstragender Mine und in einschläferndem Zeitlupentempo, eskortiert von zwei medienkonformen Assistentinnen (Anne Schröder, Mona Mayer), verfolgt von einem Kamerateam und auf eine Leinwand projiziert, erklärte er in der proppenvollen Turnhalle, wie er sich das vorstellt. Weil die Erwachsenen nichts auf die Reihe bringen, müssen die Jugendlichen ran. Für sie hat er das Projekt Klima Prima" initiiert und Auftrüge formuliert. Per Schiff müssen die jungen Leute die sozioökonomischen Brennpunkte unserer Erde ansteuern und die Missstände bekämpfen, um dann in Deutschland zu wirken.
Per Castingshow wurden zwei Teams ermittelt. Gruppe A (Nadine van der Aakster, Julia Wolf, Sebastian Jüllig, Janine Koch und Fabian Pellegrini), das sind gewissermaßen die Alphas, gut ausgebildet, gesellschaftlich wohl situiert und hoch motiviert, aber ein bisschen arrogant, der festen Überzeugung, etwas Besseres zu sein. In Gruppe B (Miriam Herdt, Christoph Deusch, Mareike Lutz, Sophie Tritschler und Jannik Kern) tummeln sich die ewigen Verlierer, die in ihrem Leben noch nie etwas auf die Reihe gebracht haben. Sie bekommen jetzt eine Chance. Die soziale Kluft zwischen den beiden Teams, die sich sehr reizvoll auch optisch, verbal und in der Art des Handelns auswirkt, bringt das Salz in die Suppe der gemeinsamen Mission. Sie führt sogar zu einer Liebesgeschichte, die in einem Duett (Sophie Tritschler, Fabian Pellegrini) und einem Paartanz (Lena Jüger, Daniel Rüther) gipfelt und das Publikum zu Beifallsstürmen hinriss. Damit war zwar nicht das Klima gerettet, aber erkannt, dass dieses Unterfangen nur dann gelingen kann, wenn man Vorurteile abbaut und alle an einem Strang ziehen.
Was aber können zehn junge Leute gegen den weltweit fortschreitenden Klimawandel ausrichten? Werden ihre Bemühungen erfolgreich sein? Wird man sie vor Ort wahrnehmen? Diese Fragen stürzten die Protagonisten in Zweifel, doch stellten sie auf ihrer abenteuerlichen Reise fest, dass sie schon viel erreichen können, wenn sie eklatante Missstände überhaupt erkennen und klar benennen.
Gerade dies gelang in diesem Musiktheater auf beeindruckende Weise. Denn Ben Hergl, dem die Gesamtregie der Inszenierung oblag, brachte hierfür die geballte Erfahrung seiner Arbeit beim Chawwerusch-Theater ein und wahrte eine geschickte Balance zwischen lustigen und nachdenklichen Momenten sowie realen und irrealen Komponenten. Von beklemmender Dramatik waren die Szenen, in denen die Jugendlichen an den Brennpunkten der Welt vor Anker gingen: In Afrika, wo die Schwarzen verdursten, während die knappen Wasservorräte an die Reichen verkauft werden, in Asien, wo eine einzige Tsunami welle das Glück zigtausender Menschen zerstörte, in Peru, wo die Einheimischen in den Bergwerken schuften, das Gold aber unter Amerikaner und Europäern aufgeteilt wird, in Delhi, wo die Menschen mit Atemmasken unter einer schwarzen Giftgaswolke umherirren oder im Regenwald, der ohne Rücksicht auf Verluste gerodet wird. Je ernster die Lage, desto kurioser waren die Mittel, mit denen die Teams nun zu Hilfe kamen.
Mit cleveren Tricks und magischen Utensilien boten sie dem schlimmen Treiben Einhalt, mit resoluten Methoden verschafften sie sich in den Medien Gehör. So gelangten sie - unterstützt von der packenden und klanggewaltigen Musik von Chor und Orchester, der prägnanten Lautmalerei der Rhythmusgruppe und den sinnlich-athletischen Balletteinlagen, die die vier Elemente widerspiegelten und die Szenen überbrückten - zurück nach Deutschland.
Sie wollten und sollten auch hier die Menschen zur Räson zu bringen und ein verantwortliches Handeln einzufordern. Die Protagonisten selbst haben ebenfalls ihre privaten Konsequenzen gezogen. In einem lustigen Videoclip ist abschließend zu sehen, was fünf Jahre später aus ihnen geworden ist. Sie haben Mittel und Wege gefunden, sich beruflich für ein Prima Klima" einzusetzen: als Malerin oder clownesker Abfallberater für Kinder, als Leiter einer Tanzschule für Behinderte oder als Pfarrer im Missionseinsatz, als Forscherin, Straßenmusikerin oder Leiterin eines Kinderdorfes.
Und das Traumpaar des Abends? Das hat sogar einen eigenen Biobauernhof eröffnet. Die begeisterten Zuschauer gingen mit vielen guten Vorsätzen nach Hause. (ttg)
Nachgefragt: Herrscht in Herxheim dicke Luft? Die Gesamtleitung der "Prima Klima"-Aufführungen lagen in den Händen von Ben Hergl, der seine Erfahrungen aus dem Herxheimer Chawwerusch-Theater mit einbrachte. Brigitte Schmalenberg unterhielt sich mit Hergl über dieses für ein Schultheater herausragende Projekt und dessen Wirkung.
Herzlichen Glückwunsch, Ben Hergl, das Musiktheater "Prima Klima" war prima Arbeit. Wie kamen Sie denn überhaupt auf die Idee, ein Stück zum Klimawandel zu schreiben - ist die Luft in Herxheim besonders schlecht?
Im Gegenteil. Die Luft für so ein Projekt war hier besonders gut, da von Seite der Schulleitung, von den Lehrern der darstellenden und musischen Fächer ein großes Interesse vorhanden war. Die Idee bekam ich über einen Auftrag von Misereor. Ich habe zum Thema "Die Schöpfung bewahren" theaterpädagogische Einheiten zum so genannten Hungertuch erarbeitet und war somit mit dem Stoff bestens vertraut. Da bin ich auch auf eine Jugendaktion "Weltbessermacher" gestoßen, die ich dann für meine Rahmenidee aufgegriffen habe.
Feuer, Wasser, Luft und Erde - die vier Element unseres Lebens bilden den Stoff, aus dem die Themen, aber auch die Typen der turbulenten Geschichte gestrickt sind. Hat sich das "Drehbuch", das Sie mit Patrick Borchardt schrieben, bei so viel geballter Energie während der langen Probezeit noch weiterentwickelt? Wollten und durften die Jugendlichen ihre eigenen Ideen einbringen?
Das "Drehbuch" wurde nach und nach geschrieben. Das Konzept bestand darin, für die einzelnen Kurse genaue Arbeitsaufträge zu verteilen. Die Tanzgruppe sollte Choreographien zu den vier Elementen erarbeiten. Die Kurse Darstellendes Spiel Szenen zu den verschiedenen Kontinenten. Die Rahmengeschichte habe ich mit meiner Gruppe Szenario erarbeitet, die immer wieder ihre Ideen einbringen konnte. Improvisation und Diskussion zum Stück waren dabei wichtiger Bestandteil der Arbeit. Bis zum Schluss hat sich das Stück verändert. Das Schlussvideo wurde sogar erst bei der Generalprobe fertig.
Luftverschmutzung und Umweltkatastrophen, Ausbeutung der Bodenschütze und ungerechte Ressourcenverteilung, politische Ignoranz und gesellschaftliche Arroganz - die Jugendlichen kämpfen gegen sehr reale Tatsachen. Warum gibt ihnen die UNO dafür so irreale Hilfsmittel wie eine Zauberflöte oder einen magischen Mantel mit auf den Weg?
Der UNO-Auftrag an die Jugendlichen hat ja etwas Absurdes. Sie sollen die Welt retten, weil es die Erwachsenen nicht hinbekommen. Durch die magischen Gegenstände, wie eine Zauberflöte, die die Zeit anhält, oder der Zaubermantel, der die Jugendlichen unsichtbar macht und vieles andere mehr haben sie plötzlich Machtmittel an der Hand und kühnen somit etwas gegen die Abholzung des Regenwaldes oder gegen den giftigen Smog über Delhi unternehmen. Dadurch haben sie Erfolg und spüren, dass sie was bewegen können.
Monatelang wurde an diesem Musiktheater gearbeitet, Bigband und Rhythmusgruppe, Chor und Orchester, Theater-AG, Theater Szenario und die Kurse Darstellendes Spiel, die Tanzgruppe und das Organisationsteam - weit mehr als 100 Schüler waren für das Prima Klima im Dauereinsatz. Fegt der Geist, der durch das Stück weht, nun auch durch die Klassenzimmer des Patina-Schulzentrums?
Seit Schuljahresbeginn waren die einzelnen Gruppen mit dem Stoff beschäftigt. Es wurde geredet, diskutiert und vor allem intensiv geprobt. Schließlich haben wir alle gemeinsam drei Tage im Landschulheim verbracht. Erst dort ist wirklich der Funke übersprungen. Die Schüler begannen sich mit dem Projekt zu identifizieren und haben es somit zu ihrem eigenen gemacht. Inzwischen ist dieser Gemeinschaftsgeist überall zu spüren. Ich denke schon, dass das Projekt eine Langzeitwirkung hat.
Worauf ich hinaus will: Werden jetzt umweltpolitische Fragen stärker debattiert, Energiesparlampen eingeschraubt, die Nachrichten kritischer verfolgt, Animositäten und Vorurteile für gemeinsame Ziele bewusst abgebaut?
Hier zwei Eintrüge aus unserem Gästebuch: "Ihr habt mich zum Nachdenken angeregt" oder "wenn alle so wären wie ihr, könnten wir die Probleme in den Griff bekommen". Ich denke schon, dass der Klimawandel die Jugendlichen sehr interessiert und sie sich darüber Gedanken machen. Es geht schließlich um ihre Zukunft. Im Pamina Schulzentrum gab es neben Prima Klima im März auch eine Klimawoche der UNESCO-Gruppe. Es ist also durchaus viel Sensibilität für dieses Thema vorhanden.
Nur drei Aufführungen waren für dieses aufwendige, lehrreiche und obendrein sehr unterhaltsame Musiktheater geplant und die sind vergangenes Wochenende mit Bravour über die Bühne gegangen. Wer nicht dabei, hat etwas verpasst und hofft nun bestimmt auf eine Wiederholung. Wird sich für das "Prima Klima" noch einmal der Vorhang heben?
Der Aufwand für ein solches Projekt ist riesig hoch. Eine nackte Turnhalle in ein Theater zu verwandeln war eine unglaublicher Kraftakt. Zuschauertribünen für dreihundert Leute, Bestuhlung, Verdunklung, Lichtanlage, Tonanlage, Videoprojektionen und nicht zu vergessen: 120 Beteiligte unter einen Hut zu bekommen. All das wird wohl dazu führen, dass Prima Klima ein einmaliges Ereignis bleibt. Immerhin haben über tausend Menschen das Stück gesehen und waren begeistert. Ich denke für diese und für alle Beteiligte wird Prima Klima in Erinnerung bleiben. Und: Theater ist immer irgendwie verschwenderisch, aber trotzdem nachhaltig.
HERXHEIM: Musiktheater am Pamina-Schulzentrum besch�ftigt sich mit Klimawandel und Sozialfragen +
Am Wochenende herrschte im Pamina-Schulzentrum in Herxheim der Ausnahmezustand. Es ging dabei um nichts Geringeres als die Rettung unseres Planeten. Mit dem furiosen Musiktheater "Prima Klima" setzen weit über 100 Schüler ein Zeichen für einen verantwortungsbewussten Umgang mit den Ressourcen dieser Erde und für ein gemeinsames Handeln zum Schutz der Natur.
Es ist Zeit, zu handeln" sagte UNO-Generalsekretär Kofu Tsunamu (Steffen Antes) bei seinem denkwürdigen Auftritt im Pamina-Schulzentrum in Herxheim. Mit staatstragender Mine und in einschläferndem Zeitlupentempo, eskortiert von zwei medienkonformen Assistentinnen (Anne Schröder, Mona Mayer), verfolgt von einem Kamerateam und auf eine Leinwand projiziert, erklärte er in der proppenvollen Turnhalle, wie er sich das vorstellt. Weil die Erwachsenen nichts auf die Reihe bringen, müssen die Jugendlichen ran. Für sie hat er das Projekt Klima Prima" initiiert und Auftrüge formuliert. Per Schiff müssen die jungen Leute die sozioökonomischen Brennpunkte unserer Erde ansteuern und die Missstände bekämpfen, um dann in Deutschland zu wirken.
Per Castingshow wurden zwei Teams ermittelt. Gruppe A (Nadine van der Aakster, Julia Wolf, Sebastian Jüllig, Janine Koch und Fabian Pellegrini), das sind gewissermaßen die Alphas, gut ausgebildet, gesellschaftlich wohl situiert und hoch motiviert, aber ein bisschen arrogant, der festen Überzeugung, etwas Besseres zu sein. In Gruppe B (Miriam Herdt, Christoph Deusch, Mareike Lutz, Sophie Tritschler und Jannik Kern) tummeln sich die ewigen Verlierer, die in ihrem Leben noch nie etwas auf die Reihe gebracht haben. Sie bekommen jetzt eine Chance. Die soziale Kluft zwischen den beiden Teams, die sich sehr reizvoll auch optisch, verbal und in der Art des Handelns auswirkt, bringt das Salz in die Suppe der gemeinsamen Mission. Sie führt sogar zu einer Liebesgeschichte, die in einem Duett (Sophie Tritschler, Fabian Pellegrini) und einem Paartanz (Lena Jüger, Daniel Rüther) gipfelt und das Publikum zu Beifallsstürmen hinriss. Damit war zwar nicht das Klima gerettet, aber erkannt, dass dieses Unterfangen nur dann gelingen kann, wenn man Vorurteile abbaut und alle an einem Strang ziehen.
Was aber können zehn junge Leute gegen den weltweit fortschreitenden Klimawandel ausrichten? Werden ihre Bemühungen erfolgreich sein? Wird man sie vor Ort wahrnehmen? Diese Fragen stürzten die Protagonisten in Zweifel, doch stellten sie auf ihrer abenteuerlichen Reise fest, dass sie schon viel erreichen können, wenn sie eklatante Missstände überhaupt erkennen und klar benennen.
Gerade dies gelang in diesem Musiktheater auf beeindruckende Weise. Denn Ben Hergl, dem die Gesamtregie der Inszenierung oblag, brachte hierfür die geballte Erfahrung seiner Arbeit beim Chawwerusch-Theater ein und wahrte eine geschickte Balance zwischen lustigen und nachdenklichen Momenten sowie realen und irrealen Komponenten. Von beklemmender Dramatik waren die Szenen, in denen die Jugendlichen an den Brennpunkten der Welt vor Anker gingen: In Afrika, wo die Schwarzen verdursten, während die knappen Wasservorräte an die Reichen verkauft werden, in Asien, wo eine einzige Tsunami welle das Glück zigtausender Menschen zerstörte, in Peru, wo die Einheimischen in den Bergwerken schuften, das Gold aber unter Amerikaner und Europäern aufgeteilt wird, in Delhi, wo die Menschen mit Atemmasken unter einer schwarzen Giftgaswolke umherirren oder im Regenwald, der ohne Rücksicht auf Verluste gerodet wird. Je ernster die Lage, desto kurioser waren die Mittel, mit denen die Teams nun zu Hilfe kamen.
Mit cleveren Tricks und magischen Utensilien boten sie dem schlimmen Treiben Einhalt, mit resoluten Methoden verschafften sie sich in den Medien Gehör. So gelangten sie - unterstützt von der packenden und klanggewaltigen Musik von Chor und Orchester, der prägnanten Lautmalerei der Rhythmusgruppe und den sinnlich-athletischen Balletteinlagen, die die vier Elemente widerspiegelten und die Szenen überbrückten - zurück nach Deutschland.
Sie wollten und sollten auch hier die Menschen zur Räson zu bringen und ein verantwortliches Handeln einzufordern. Die Protagonisten selbst haben ebenfalls ihre privaten Konsequenzen gezogen. In einem lustigen Videoclip ist abschließend zu sehen, was fünf Jahre später aus ihnen geworden ist. Sie haben Mittel und Wege gefunden, sich beruflich für ein Prima Klima" einzusetzen: als Malerin oder clownesker Abfallberater für Kinder, als Leiter einer Tanzschule für Behinderte oder als Pfarrer im Missionseinsatz, als Forscherin, Straßenmusikerin oder Leiterin eines Kinderdorfes.
Und das Traumpaar des Abends? Das hat sogar einen eigenen Biobauernhof eröffnet. Die begeisterten Zuschauer gingen mit vielen guten Vorsätzen nach Hause. (ttg)
Nachgefragt: Herrscht in Herxheim dicke Luft? Die Gesamtleitung der "Prima Klima"-Aufführungen lagen in den Händen von Ben Hergl, der seine Erfahrungen aus dem Herxheimer Chawwerusch-Theater mit einbrachte. Brigitte Schmalenberg unterhielt sich mit Hergl über dieses für ein Schultheater herausragende Projekt und dessen Wirkung.
Herzlichen Glückwunsch, Ben Hergl, das Musiktheater "Prima Klima" war prima Arbeit. Wie kamen Sie denn überhaupt auf die Idee, ein Stück zum Klimawandel zu schreiben - ist die Luft in Herxheim besonders schlecht?
Im Gegenteil. Die Luft für so ein Projekt war hier besonders gut, da von Seite der Schulleitung, von den Lehrern der darstellenden und musischen Fächer ein großes Interesse vorhanden war. Die Idee bekam ich über einen Auftrag von Misereor. Ich habe zum Thema "Die Schöpfung bewahren" theaterpädagogische Einheiten zum so genannten Hungertuch erarbeitet und war somit mit dem Stoff bestens vertraut. Da bin ich auch auf eine Jugendaktion "Weltbessermacher" gestoßen, die ich dann für meine Rahmenidee aufgegriffen habe.
Feuer, Wasser, Luft und Erde - die vier Element unseres Lebens bilden den Stoff, aus dem die Themen, aber auch die Typen der turbulenten Geschichte gestrickt sind. Hat sich das "Drehbuch", das Sie mit Patrick Borchardt schrieben, bei so viel geballter Energie während der langen Probezeit noch weiterentwickelt? Wollten und durften die Jugendlichen ihre eigenen Ideen einbringen?
Das "Drehbuch" wurde nach und nach geschrieben. Das Konzept bestand darin, für die einzelnen Kurse genaue Arbeitsaufträge zu verteilen. Die Tanzgruppe sollte Choreographien zu den vier Elementen erarbeiten. Die Kurse Darstellendes Spiel Szenen zu den verschiedenen Kontinenten. Die Rahmengeschichte habe ich mit meiner Gruppe Szenario erarbeitet, die immer wieder ihre Ideen einbringen konnte. Improvisation und Diskussion zum Stück waren dabei wichtiger Bestandteil der Arbeit. Bis zum Schluss hat sich das Stück verändert. Das Schlussvideo wurde sogar erst bei der Generalprobe fertig.
Luftverschmutzung und Umweltkatastrophen, Ausbeutung der Bodenschütze und ungerechte Ressourcenverteilung, politische Ignoranz und gesellschaftliche Arroganz - die Jugendlichen kämpfen gegen sehr reale Tatsachen. Warum gibt ihnen die UNO dafür so irreale Hilfsmittel wie eine Zauberflöte oder einen magischen Mantel mit auf den Weg?
Der UNO-Auftrag an die Jugendlichen hat ja etwas Absurdes. Sie sollen die Welt retten, weil es die Erwachsenen nicht hinbekommen. Durch die magischen Gegenstände, wie eine Zauberflöte, die die Zeit anhält, oder der Zaubermantel, der die Jugendlichen unsichtbar macht und vieles andere mehr haben sie plötzlich Machtmittel an der Hand und kühnen somit etwas gegen die Abholzung des Regenwaldes oder gegen den giftigen Smog über Delhi unternehmen. Dadurch haben sie Erfolg und spüren, dass sie was bewegen können.
Monatelang wurde an diesem Musiktheater gearbeitet, Bigband und Rhythmusgruppe, Chor und Orchester, Theater-AG, Theater Szenario und die Kurse Darstellendes Spiel, die Tanzgruppe und das Organisationsteam - weit mehr als 100 Schüler waren für das Prima Klima im Dauereinsatz. Fegt der Geist, der durch das Stück weht, nun auch durch die Klassenzimmer des Patina-Schulzentrums?
Seit Schuljahresbeginn waren die einzelnen Gruppen mit dem Stoff beschäftigt. Es wurde geredet, diskutiert und vor allem intensiv geprobt. Schließlich haben wir alle gemeinsam drei Tage im Landschulheim verbracht. Erst dort ist wirklich der Funke übersprungen. Die Schüler begannen sich mit dem Projekt zu identifizieren und haben es somit zu ihrem eigenen gemacht. Inzwischen ist dieser Gemeinschaftsgeist überall zu spüren. Ich denke schon, dass das Projekt eine Langzeitwirkung hat.
Worauf ich hinaus will: Werden jetzt umweltpolitische Fragen stärker debattiert, Energiesparlampen eingeschraubt, die Nachrichten kritischer verfolgt, Animositäten und Vorurteile für gemeinsame Ziele bewusst abgebaut?
Hier zwei Eintrüge aus unserem Gästebuch: "Ihr habt mich zum Nachdenken angeregt" oder "wenn alle so wären wie ihr, könnten wir die Probleme in den Griff bekommen". Ich denke schon, dass der Klimawandel die Jugendlichen sehr interessiert und sie sich darüber Gedanken machen. Es geht schließlich um ihre Zukunft. Im Pamina Schulzentrum gab es neben Prima Klima im März auch eine Klimawoche der UNESCO-Gruppe. Es ist also durchaus viel Sensibilität für dieses Thema vorhanden.
Nur drei Aufführungen waren für dieses aufwendige, lehrreiche und obendrein sehr unterhaltsame Musiktheater geplant und die sind vergangenes Wochenende mit Bravour über die Bühne gegangen. Wer nicht dabei, hat etwas verpasst und hofft nun bestimmt auf eine Wiederholung. Wird sich für das "Prima Klima" noch einmal der Vorhang heben?
Der Aufwand für ein solches Projekt ist riesig hoch. Eine nackte Turnhalle in ein Theater zu verwandeln war eine unglaublicher Kraftakt. Zuschauertribünen für dreihundert Leute, Bestuhlung, Verdunklung, Lichtanlage, Tonanlage, Videoprojektionen und nicht zu vergessen: 120 Beteiligte unter einen Hut zu bekommen. All das wird wohl dazu führen, dass Prima Klima ein einmaliges Ereignis bleibt. Immerhin haben über tausend Menschen das Stück gesehen und waren begeistert. Ich denke für diese und für alle Beteiligte wird Prima Klima in Erinnerung bleiben. Und: Theater ist immer irgendwie verschwenderisch, aber trotzdem nachhaltig.