Taco das Musical
Sophie Tritschler, Emerita
Auch im Schuljahr 2009/2010 hat Theqater Szenario, die Theatergruppe des PAMINA-Schulzentrums, wieder ein Theaterstück erarbeitet und auf die Bühne gebracht. Nach dem Großprojekt "Prima Klima", einem Musiktheater, das die Problematik des Klimawandels aufarbeitete, wollten wir dieses Jahr etwas "Klassisches" spielen. Ben Hergl, Schauspieler beim Chawwerusch-Theater in Herxheim, der seit nunmehr zwölf Jahren die Regie bei Szenario führt, schlug uns "Der gute Mensch von Sezuan" von Bertold Brecht vor.
In diesem Stück besuchen drei Götter die Hauptstadt von Sezuan auf der Suche nach dem einen guten Menschen. Einzig die Prostituierte Shen Te ist bereit, ihnen ein Nachtquartier zu geben und verzichtet auf den nächsten Kunden. Zum Dank erhält sie tausend Dollar und die Ermahnung, weiterhin gütig zu bleiben. Von diesesm Geld kauft sich Shen Te einen Tabakladen, in dem sie Obdachlosen Unterkunft bietet und Hungernde mit Reis versorgt. Doch als immer mehr Notleidende in ihrem Laden Zuflucht suchen und Shen Te damit in den Ruin treiben, ist sie gezwungen, sich in ihren erfundenen Vetter Shui Ta zu verwandeln, der mit harten Worten durchgreift und die Schmarotzer vor die Tür setzt.
Die drei Götter, die von Shen Tes Freund, dem Wasserverkäufer Wang,über die Vorgänge informiert werden, sind zunächst begeistert von Shen Tes guten Taten. Doch die Situation eskaliert weiter und immer häufiger muss Shen Te in die Rolle des Vetters Shui Ta schlüpfen. Nach einer geplatzten Hochzeit mit dem mittellosen Flieger Yang Sun baut Shui Ta mit dem Geld des Barbiers Shu Fu, der sich für Shen Te interessiert, eine Tabakfabrik auf. Dort müssen alle früheren Schmarotzer zu Hungerlöhnen arbeiten.
Doch die immer längere Abwesenheit von Shen Te, die inzwischen von Sun, dem Flieger, ein Kind erwartet, fällt bald auf und schließlich wird der Vetter Shui Ta des Morders angeklagt und vor Gericht gestellt. Dort lüftet Shen Te das Geheimnis ihrer Doppelrolle als Shui Ta. Die drei Götter sind zunächst entsetzt, aber beschließen, um endlich wieder in den Himmel zurückkehren zu können, dass Shen Te trotzdem ein guter Mensch sei und sie den Vetter eben nicht zu oft zu Hilfe holen solle. Zurück bleibt eine verzweifelte Shen Te, die sich vom Befehl der Götter, gut zu sein un doch zu
Auch im Schuljahr 2009/2010 hat Theqater Szenario, die Theatergruppe des PAMINA-Schulzentrums, wieder ein Theaterstück erarbeitet und auf die Bühne gebracht. Nach dem Großprojekt "Prima Klima", einem Musiktheater, das die Problematik des Klimawandels aufarbeitete, wollten wir dieses Jahr etwas "Klassisches" spielen. Ben Hergl, Schauspieler beim Chawwerusch-Theater in Herxheim, der seit nunmehr zwölf Jahren die Regie bei Szenario führt, schlug uns "Der gute Mensch von Sezuan" von Bertold Brecht vor.
In diesem Stück besuchen drei Götter die Hauptstadt von Sezuan auf der Suche nach dem einen guten Menschen. Einzig die Prostituierte Shen Te ist bereit, ihnen ein Nachtquartier zu geben und verzichtet auf den nächsten Kunden. Zum Dank erhält sie tausend Dollar und die Ermahnung, weiterhin gütig zu bleiben. Von diesesm Geld kauft sich Shen Te einen Tabakladen, in dem sie Obdachlosen Unterkunft bietet und Hungernde mit Reis versorgt. Doch als immer mehr Notleidende in ihrem Laden Zuflucht suchen und Shen Te damit in den Ruin treiben, ist sie gezwungen, sich in ihren erfundenen Vetter Shui Ta zu verwandeln, der mit harten Worten durchgreift und die Schmarotzer vor die Tür setzt.
Die drei Götter, die von Shen Tes Freund, dem Wasserverkäufer Wang,über die Vorgänge informiert werden, sind zunächst begeistert von Shen Tes guten Taten. Doch die Situation eskaliert weiter und immer häufiger muss Shen Te in die Rolle des Vetters Shui Ta schlüpfen. Nach einer geplatzten Hochzeit mit dem mittellosen Flieger Yang Sun baut Shui Ta mit dem Geld des Barbiers Shu Fu, der sich für Shen Te interessiert, eine Tabakfabrik auf. Dort müssen alle früheren Schmarotzer zu Hungerlöhnen arbeiten.
Doch die immer längere Abwesenheit von Shen Te, die inzwischen von Sun, dem Flieger, ein Kind erwartet, fällt bald auf und schließlich wird der Vetter Shui Ta des Morders angeklagt und vor Gericht gestellt. Dort lüftet Shen Te das Geheimnis ihrer Doppelrolle als Shui Ta. Die drei Götter sind zunächst entsetzt, aber beschließen, um endlich wieder in den Himmel zurückkehren zu können, dass Shen Te trotzdem ein guter Mensch sei und sie den Vetter eben nicht zu oft zu Hilfe holen solle. Zurück bleibt eine verzweifelte Shen Te, die sich vom Befehl der Götter, gut zu sein un doch zu
leben, wie von einem Blitz in zwei Hälften zerissen fühlt.
Dieses für Brecht typische epische Theaterstück klang spannend und war komplettes Neuland für uns alle und so nahmen wir die Herausforderung gerne an. Da von den zehn Spielern im letzten Jahr allerdings vier abgesprungen waren und nur ein "Neuling" hinzugestoßen war, standen wir zunächst vor einem Problem: Wie schaffen es sieben Spieler und Spielerinnen, weit über 20 Rollen auf die Bühne zu bringen? Und wie kürzt man eine so vielschichtige, komplexe Geschichte mit etlichen Handlungssträngen auf eine publikums- und vor allem schülerfreundliche Länge, ohne wichtige Aspekte zu vernachlässigen? Das Kürzen, freilich, war die Aufgabe unseres Regisseurs Ben und seines Regieassi(stenten) Patrick Borchardt. Und als nach einer Improphase, in der jeder mal jeden spielen durfte, die Rollenverteilung feststand, begann die Figurenarbeit. Da außer der Spielerin der Hauptrolle Shen Te/Shui Ta (Janine Koch) jeder von uns mindestens drei Rollen spielen musste, war es besonders wichtig, diese exakt voneinander abzusetzten. Das geschaf sowohl über Gestik und Mimik als auch über die Körperhaltung und die Stimmlage und - farbe der Figuren. Dabei waren Übetreibungen hilfreich, um die Absetzung noch deutlicher zu machen. Und da man während des Stückes oft innerhalb einer halben Minute von einer in die andere Figuren wechseln musste, war es wichtig, dass jeder von uns ganz klare Muster im Kopf hatte, die man schnell abrufen konnte. |
Diese schnellen Wechsel stellten uns vor ein weiteres Problem: die Kostüme. Sie mussten schnell an- und ausziehbar sein, daher also eher angedeutet, aber gleichzeitig so komplett, dass der Zuschauer die Figuren gut auseinanderhalten kann. Dieses Problem lösten unsere Kostümbildner Kristina Lang, die früher selbst bei Szenario mitgespielt hat, und Lukas Kneese. Jeder Spieler hatte ein Grundkostüm, das mit verschiedenen Details ergänzt wurde. Dabei hatte jede Rolle eine eigene Farbe, um die Unterscheidung der Figuren noch zu erleichtern. Um die Umzüge zusätzlich zu beschleunigen kamen Dinge wie wendbare Krawatten, abnehmbare Manschetten und jede Menge Drucknköpfe und Klettverschlüsse zum Einsatz. Trotzdem ging es oft so hektisch zu, dass sich Ben doch entschied, dass sich die Spieler während des Stücks hinter und nicht, wie zunächst geplant, auf der offenen Bühne umzuziehen.
Brecht wäre nicht Brecht, wenn in seinen Theaterstücken niht auch eine Vielzahl an Liedern vorkäme. Dieses Element wollten wir auf keinen Fall streichen und darum wurde noch eine kleine Band zusammengestellt, bestehend aus einem Gitarristen und zwei weiteren Musikerinnen, die zugleich auch Schauspielerinnen waren. Gespielt wurde neben Gitarre und Glockenspiel (Tristan Dietz) auch Cello (Sophie Tritschler), Shuti (ein indisches Instrument, das mit einem Blasebalg betrieben wird und einen orgelähnlichen Klang besitzt) und Kazoo, eine Art Tröte (beides Julia Wolf). Gesungen wurde unter anderem von den drei Göttern (Miriam Herdt, Sophie Tritschler, Mareike Lutz) und von Wang, dem Wasserverkäufer (Sebastian Jüllig). Die Musik wurde von Sophie Tritschler und Julia Wolf selbst komponiert.
Doch es lief bei weitem nicht alles rund während der Proben und das Projekt stand zwischenzeitlich, nachdem eine Spielerin ausgestiegen war sogar auf der Kippe. Zum Glück sprang Julia Wolf kurzfristig ein. Und noch wenige Tage vor der Hauptprobe stieg Patrick Borchardt, der bis dahin als Regieassistent gearbeitet hatte, mit der Rolle des alten Mannes in das Stück ein.
Brecht wäre nicht Brecht, wenn in seinen Theaterstücken niht auch eine Vielzahl an Liedern vorkäme. Dieses Element wollten wir auf keinen Fall streichen und darum wurde noch eine kleine Band zusammengestellt, bestehend aus einem Gitarristen und zwei weiteren Musikerinnen, die zugleich auch Schauspielerinnen waren. Gespielt wurde neben Gitarre und Glockenspiel (Tristan Dietz) auch Cello (Sophie Tritschler), Shuti (ein indisches Instrument, das mit einem Blasebalg betrieben wird und einen orgelähnlichen Klang besitzt) und Kazoo, eine Art Tröte (beides Julia Wolf). Gesungen wurde unter anderem von den drei Göttern (Miriam Herdt, Sophie Tritschler, Mareike Lutz) und von Wang, dem Wasserverkäufer (Sebastian Jüllig). Die Musik wurde von Sophie Tritschler und Julia Wolf selbst komponiert.
Doch es lief bei weitem nicht alles rund während der Proben und das Projekt stand zwischenzeitlich, nachdem eine Spielerin ausgestiegen war sogar auf der Kippe. Zum Glück sprang Julia Wolf kurzfristig ein. Und noch wenige Tage vor der Hauptprobe stieg Patrick Borchardt, der bis dahin als Regieassistent gearbeitet hatte, mit der Rolle des alten Mannes in das Stück ein.
Nach intensiven und zeitaufwändigen Proben kam es dann Anfang Juni zu vier Schulaufführungen und einer öffentlichen Aufführung im Chawwerusch Theatersaal. Und trotz großer Schwierigkeiten während der Proben bestätigten der Applaus, die "standing ovations" an de rPremiere und die sehr positive Kritik in der Rheinpfalz, dass es Szenario wieder gelungen war, ein rundes, unterhaltsames und für eine Jugendgruppe höchst professionelles Theaterstück auf die Bühne zu bringen.
"Der gute Mensch von Sezuan" behandelt eine Problematik, die, wie uns immer deutlicher wurde, bis heute wenig von ihrer Aktualität verloren hat. "Gut zu sein und doch zu leben konnte ich nicht zugleich. Für eure großen Pläne, oh Götter, war ich armer Mensch zu klein", klagt Shen Te am Ende des Stückes. Es ist dieser ewige Spagat zwischen den anderen und mir. Zwischen Egoismus und Altruismus. "Wie soll ich gut sein, wo alles so teuer ist", fragt sich Shen Te zu Recht und es wird im laufe des Stücks immer klarer, dass sie ohne ihren hart durchgreifenden Vetter Shui Ta nicht lange überleben kann.
Aber auf die Frage, wie man nun leben soll, wird am Ende keine Antwort gegeben. Die Götter entschwinden in den Himmel, froh, dass die Strapazen der Suche ein Ende haben, und mit scheinheiligen Erklärungen für Shen Tes verzweifelte Fragen. Und am Ende treten alle Schauspieler demaskiert vor das Publikum und erklären entschuldigend: " Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen/ Den Vorhang zu und alle Fragen offen" und so kann es nur eine Lösung geben: " Verehrtes Publikum, los, such dir selbst den Schluss/ Es muss ein Guter da sein, muss, muss, muss."
"Der gute Mensch von Sezuan" behandelt eine Problematik, die, wie uns immer deutlicher wurde, bis heute wenig von ihrer Aktualität verloren hat. "Gut zu sein und doch zu leben konnte ich nicht zugleich. Für eure großen Pläne, oh Götter, war ich armer Mensch zu klein", klagt Shen Te am Ende des Stückes. Es ist dieser ewige Spagat zwischen den anderen und mir. Zwischen Egoismus und Altruismus. "Wie soll ich gut sein, wo alles so teuer ist", fragt sich Shen Te zu Recht und es wird im laufe des Stücks immer klarer, dass sie ohne ihren hart durchgreifenden Vetter Shui Ta nicht lange überleben kann.
Aber auf die Frage, wie man nun leben soll, wird am Ende keine Antwort gegeben. Die Götter entschwinden in den Himmel, froh, dass die Strapazen der Suche ein Ende haben, und mit scheinheiligen Erklärungen für Shen Tes verzweifelte Fragen. Und am Ende treten alle Schauspieler demaskiert vor das Publikum und erklären entschuldigend: " Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen/ Den Vorhang zu und alle Fragen offen" und so kann es nur eine Lösung geben: " Verehrtes Publikum, los, such dir selbst den Schluss/ Es muss ein Guter da sein, muss, muss, muss."