
Spiel ohne Anleitung
Herxheim: Mit „Winner und Loser” überzeugt die Talentschmiede Theater Szenario das Publikum
Von Maria Hirsch
Mit „Winner und Loser” - einem Partystück über Freundschaft, erste Liebe und die Suche nach sich selbst - gelang der Herxheimer Talentschmiede Theater Szenario unter der Regie von Ben Hergl und Julia Wolf eine fesselnde Aufführung. Proppenvoll war dann auch der Chawwerusch-Theatersaal am Sonntag, wo das Stück von Lutz Hübner nach dem Premierenerfolg im Juni erneut faszinierte.
Zentraler Handlungsort für das spannend gestrickte Beziehungsgeflecht einer Gruppe Jugendlicher ist eine Party. Dort wird deutlich, wie brüchig Freundschaften sein können, etwa wenn der Kumpel zum Rivalen um die erste Liebe wird, wie kompliziert Selbstfindung verläuft und Eigenverantwortung aussieht und wie wechselhaft Gewinner- und Verliererrollen sind.
Der eskalierenden Aktion vorangestellt ist eine kurze Pressekonferenz der Akteure, die ein Schlaglicht auf das spätere Chaos mit Folgekosten wirft, die keiner verschuldet haben will. Schon bei diesem knappen Auftritt im kargen, schwarz-weiß gehaltenen Bühnenbild entfalten die Jugendlichen im trendigen Manga-Outfit spannungssteigernde Präsenz.
Im Mittelpunkt stehen die besten Freunde Andi (Sebastian Jüllig), der die Frauen versteht, und Julian (Christoph Jung), auf den die Frauen stehen. Der dritte im Bund ist Sven (Jakob Imhoff), der so angestrengt an seinem Selbstbild feilt, dass es ihn gar drei Mal im Internet gibt. Die Zukunft empfindet das Trio realitätsnah „als Spiel ohne Anleitung und sicheres Ende”.
Im gekonnten Szene-Sprech dreht sich alles um den besten Job und die tollste Frau. Und die ist Marie (Malou Detzel), begehrte Miss-Pamina, deretwegen der verliebte, hinreißend naiv gespielte Andi die Party steigen lässt. Zuvor macht er sich in einem ekstatischen Tanz Luft vom verpatzten Erstkontakt, in dem er versehentlich die Mutter an der Leitung hatte.
Die Party soll mithilfe von DJ Sven, „ich rock' euch das Haus”, mit Hilfe von Antenne Landau steigen. „Den Horst machen und gegen den Wind stinken” will der obercoole Lederjackenmacho Julian, selbst ernannter „Schrecken der Südpfalz”, in den die kokette Marie verschossen ist. Die lässt nach einem fetzigen Gezerre und rivalisierenden Schlagabtausch zuvor genervt zu, dass ihre forsche, jüngere Schwester Annika (Michele Trogisch) mit darf.
Auf demselben Rundpodest parlierten zuvor die in Sven verliebte blondzopfige Emma (Franziska Walter) und ihre erlebnishungrige Freundin Doro (Milena Püttmann) aus Paris. Andi erkennt schmerzlich, „mir fehlt wohl ein gewisser Duftstoff im Achselschweiß”, dass er dem Rivalen Julian um Maries Gunst unterliegt.
Zum Chaos wird die Fete aber durch Svens Radio-Aufruf, der ihnen das aggressive Plateausohlen-Duo Silvana (Laura Beck) und Jeniffer (Luca Baumann) beschert. Deren derben Anmach- und Schimpfszenen folgte die Gewissheit, dass auf der Party längst Hoffnungen, Missverständnisse und Lügen aufeinander geknallt waren und aus Freunden Konkurrenten wurden. „Ich hab' dich überstanden” lässt Andi ernüchtert sowohl Marie als auch Julian wissen. Daran ändert auch der dramatische Selbstmordversuch Julians ob des Freundverlusts nichts mehr.
Zurecht starken Applaus gab's für die zehn Spieler der Pamina Theater AG, von denen zwei Drittel erstmals auf der Bühne stand. Ebenso für das genannte Regie-Duo, für Christina Lang (Kostüme), Mareike und Uschi (Flyer und Frisuren) sowie Patrick Frautschi (Licht/Technik).