Wunderbar provozierend
Nachwuchsschauspieler gefallen mit facettenreichem Spiel – Ab heute Landesschultheatertreffen in Herxheim
Lustig und spannend, faszinierend und schockierend, völlig logisch und doch vollkommen abstrus – mit der satirischen Komödie „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ leistet das Theater Szenario des Pamina Schulzentrums Herxheim einen hochkarätigen Auftakt zum Landesschultheatertreffen, das ab heute in Herxheim stattfindet. Die umjubelte Premiere wurde schon im Chawwerusch-Saal gefeiert.
Blondinen? Brünette? Für Prinz Philipp (Raffael Bittig), den völlig sorgenfreien Sohn eines völlig dekadenten Königspaares (Annika Marz, Lukas Walz) sind die formvollendeten heiratswilligen Hofdamen alle gleich – nämlich genauso langweilig wie das eigene Leben. Da trifft er auf die zottelige, krankhaft apathische, völlig aus der Reihe tretende Yvonne (Talia Masino) und spürt „die besondere Explosion der Emotion“. Das könnte doch der Anfang einer großen Liebe sein!Yvonne rettet den Prinzen aus dem steifen Korsett der Etikette und Konvention, der Prinz verhilft dem vermeintlichen Aschenputtel zu Wohlstand und Gesundheit.... Aber nein. So märchenhaft kann das Leben dann doch nicht sein. Der polnische Schriftsteller Witold Marian Gombrowicz, den der zweite Weltkrieg selbst ins Exil zwang, hat die Gesellschaft scharf durchschaut und ihr mit seiner „satirischen Komödie über Schönheit, Hässlichkeit und den Mut zum Anderssein“ einen entlarvenden Spiegel vorgehalten. Weil „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ so anders ist als alle anderen, stellt sie die Welt, in die sie so unvermittelt hineingerät, komplett auf den Kopf. „Sie verbreiten Nervosität, verstehen Sie? Sie provozieren! Das ist beispiellos, wunderbar! Für jeden gibt es ein Wesen, das ihn wahnsinnig macht – und Sie sind das meine, Sie werden das meine“ staunt der Prinz über sich selbst und dieses undefinierbare, blutleere, fast stumme Individuum, das er postwendend zur Frau nimmt. Was sich nun am Hof zusammenbraut, ist urkomisch und abgründig zugleich.
Die Inszenierung unter der Regie von Ben Hergl lebt von diesen krassen Gegensätzen und weidet sie in allen Belangen – von den großartigen Kostümen des Hofstaates (Marlene Korbstein) über das einfache Bühnenbild mit effektvoller Lichtregie bis zur charismatischen Unterscheidung der Charaktere weidlich aus. Damit nimmt er der Tragik die Schwere und der Komik die Leere. Weil alle Schauspieler ihre Rollen so ausgeprägt verinnerlicht haben und bei aller gebotenen Übertreibung so konsequent ausleben, kippt die Groteske nie in Klamauk.
Lukas Walz mimt den König mit seinen liebenswerten Marotten und bösartigen Blicken zum Schießen komisch, Annika Marz schenkt der Königin ein glaubhaft lächerliche Würde bei gleichzeitig innerlichem Zerfall, Johanna Stephan schlüpft bravourös in die Hosenrolle des Cyril, Y Nhu Nguyen schwenkt ihre „Rute“ als Kammerherr so elegant, als würde sie Pferde dressieren, Hanna Burg, Tia Baumann, Annika Richter und Alina Möhlmann schwanken als Hofdamen genussvoll zwischen Entsetzen und Sensationslust. Ganz besonders beeindruckend agieren Talia Masino in der Titelrolle und Raffael Bittig als Prinz. Dieses nicht nur optisch extrem ungleiche Paar, das sich erst abstößt, dann finden will und dabei eigentlich schon mit sich selbst und erst recht mit dem Umfeld nicht klarkommt, verkörpert die ganze Bandbreite der Gefühle ohne einen Funken Kitsch oder Lächerlichkeit.
Mit schiefer Haltung, verhuschtem Wesen, ungläubigem Stauen und großen Augen steht Talia Masino tatsächlich da „wie ein Gewissensbiss“ und wird trotz ihrer Arg- und Hilflosigkeit zu einer Art Hexe. „Sie hat nicht nur mein Haar – uns hat sie in sich, wir sind dort, in ihr, gefangen“, macht Raffael Bittig mit starker Bühnenpräsenz den falschen Zauber greifbar und die verschlungenen Wege seiner Gefühlswelt verständlich. So ist die Burgunderprinzessin ein erstaunlich reifes Theater von einer bestens eingespielten jungen Tuppe, die damit garantiert nicht nur Gleichaltrige begeistert. Ein genialer Auftakt für das 34. Landesschultheatertreffen, bei dem sieben weitere Schulen ihre aktuellen Produktionen zeigen und sich in Workshops fortbilden.
Nachwuchsschauspieler gefallen mit facettenreichem Spiel – Ab heute Landesschultheatertreffen in Herxheim
Lustig und spannend, faszinierend und schockierend, völlig logisch und doch vollkommen abstrus – mit der satirischen Komödie „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ leistet das Theater Szenario des Pamina Schulzentrums Herxheim einen hochkarätigen Auftakt zum Landesschultheatertreffen, das ab heute in Herxheim stattfindet. Die umjubelte Premiere wurde schon im Chawwerusch-Saal gefeiert.
Blondinen? Brünette? Für Prinz Philipp (Raffael Bittig), den völlig sorgenfreien Sohn eines völlig dekadenten Königspaares (Annika Marz, Lukas Walz) sind die formvollendeten heiratswilligen Hofdamen alle gleich – nämlich genauso langweilig wie das eigene Leben. Da trifft er auf die zottelige, krankhaft apathische, völlig aus der Reihe tretende Yvonne (Talia Masino) und spürt „die besondere Explosion der Emotion“. Das könnte doch der Anfang einer großen Liebe sein!Yvonne rettet den Prinzen aus dem steifen Korsett der Etikette und Konvention, der Prinz verhilft dem vermeintlichen Aschenputtel zu Wohlstand und Gesundheit.... Aber nein. So märchenhaft kann das Leben dann doch nicht sein. Der polnische Schriftsteller Witold Marian Gombrowicz, den der zweite Weltkrieg selbst ins Exil zwang, hat die Gesellschaft scharf durchschaut und ihr mit seiner „satirischen Komödie über Schönheit, Hässlichkeit und den Mut zum Anderssein“ einen entlarvenden Spiegel vorgehalten. Weil „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ so anders ist als alle anderen, stellt sie die Welt, in die sie so unvermittelt hineingerät, komplett auf den Kopf. „Sie verbreiten Nervosität, verstehen Sie? Sie provozieren! Das ist beispiellos, wunderbar! Für jeden gibt es ein Wesen, das ihn wahnsinnig macht – und Sie sind das meine, Sie werden das meine“ staunt der Prinz über sich selbst und dieses undefinierbare, blutleere, fast stumme Individuum, das er postwendend zur Frau nimmt. Was sich nun am Hof zusammenbraut, ist urkomisch und abgründig zugleich.
Die Inszenierung unter der Regie von Ben Hergl lebt von diesen krassen Gegensätzen und weidet sie in allen Belangen – von den großartigen Kostümen des Hofstaates (Marlene Korbstein) über das einfache Bühnenbild mit effektvoller Lichtregie bis zur charismatischen Unterscheidung der Charaktere weidlich aus. Damit nimmt er der Tragik die Schwere und der Komik die Leere. Weil alle Schauspieler ihre Rollen so ausgeprägt verinnerlicht haben und bei aller gebotenen Übertreibung so konsequent ausleben, kippt die Groteske nie in Klamauk.
Lukas Walz mimt den König mit seinen liebenswerten Marotten und bösartigen Blicken zum Schießen komisch, Annika Marz schenkt der Königin ein glaubhaft lächerliche Würde bei gleichzeitig innerlichem Zerfall, Johanna Stephan schlüpft bravourös in die Hosenrolle des Cyril, Y Nhu Nguyen schwenkt ihre „Rute“ als Kammerherr so elegant, als würde sie Pferde dressieren, Hanna Burg, Tia Baumann, Annika Richter und Alina Möhlmann schwanken als Hofdamen genussvoll zwischen Entsetzen und Sensationslust. Ganz besonders beeindruckend agieren Talia Masino in der Titelrolle und Raffael Bittig als Prinz. Dieses nicht nur optisch extrem ungleiche Paar, das sich erst abstößt, dann finden will und dabei eigentlich schon mit sich selbst und erst recht mit dem Umfeld nicht klarkommt, verkörpert die ganze Bandbreite der Gefühle ohne einen Funken Kitsch oder Lächerlichkeit.
Mit schiefer Haltung, verhuschtem Wesen, ungläubigem Stauen und großen Augen steht Talia Masino tatsächlich da „wie ein Gewissensbiss“ und wird trotz ihrer Arg- und Hilflosigkeit zu einer Art Hexe. „Sie hat nicht nur mein Haar – uns hat sie in sich, wir sind dort, in ihr, gefangen“, macht Raffael Bittig mit starker Bühnenpräsenz den falschen Zauber greifbar und die verschlungenen Wege seiner Gefühlswelt verständlich. So ist die Burgunderprinzessin ein erstaunlich reifes Theater von einer bestens eingespielten jungen Tuppe, die damit garantiert nicht nur Gleichaltrige begeistert. Ein genialer Auftakt für das 34. Landesschultheatertreffen, bei dem sieben weitere Schulen ihre aktuellen Produktionen zeigen und sich in Workshops fortbilden.